Aktienkursentwicklung Teil 2: Ist so viel Wachstum zu erwarten?

Ihr Zugang zu internationalen Finanzmärkten

Mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 22 sind US-amerikanische Aktien im historischen Kontext betrachtet weder speziell günstig noch speziell teuer. Um die Frage der fairen Bewertung konkret beantworten zu können, ist eine Erwartung bezüglich der Gewinnentwicklung zu formulieren. Ein hohes KGV kann bei hinreichend grossem Gewinnwachstum durchaus gerechtfertigt sein; ein tiefes KGV muss im Umkehrschluss nicht zwingend ein Kaufsignal sein.

Dieser Zusammenhang wird über das sogenannte PEG-Ratio (Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis) ausgedrückt, welches die Bewertung in Bezug zum Gewinnwachstum stellt. Wie in unserem Blog-Beitrag vom 26. Juli 2023 ausgeführt, hat sich die Bewertung für US-amerikanische Aktien gemessen am KGV in den letzten neun Monaten – seit dem Markttief im Oktober 2022 – von 17 auf 22 erhöht. Doch haben sich auch die Gewinnaussichten so stark verbessert, um diese Ausweitung der Bewertung zu rechtfertigen?

Um die Entwicklung der Gewinne zu prognostizieren, kann ein Vorlaufindikator beispielsweise in Form des Produzentenvertrauens herangezogen werden. Dieser Indikator zeigt – gestützt auf Umfragen bei Unternehmen – wie das künftige wirtschaftliche Umfeld eingeschätzt wird. Eine negative Veränderung bedeutet eine Eintrübung der Erwartungen der Unternehmen bezogen auf ihre künftige Geschäftstätigkeit. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich die Veränderung dieses Indikators mit einem gewissen Verlauf in einer Veränderung der Gewinne niederschlagen sollte.

 

Tatsächlich zeigt sich dieser Zusammenhang: Mit zirka zwölfmonatiger Verzögerung schlägt sich eine Verschlechterung des Produzentenvertrauens (gemessen am Purchasing Managers’ Index, PMI) in tieferen Gewinnen nieder. Im Gegenzug führt eine Aufhellung der Erwartung mit einer Verzögerung zu einer Verbesserung der Gewinne.

Bereits seit Dezember 2021 verschlechtert sich das Produzentenvertrauen kontinuierlich. Das Gewinnwachstum nimmt ebenfalls laufend ab und weist per Ende Juni noch einen Wert von 4% auf. Folgt die Gewinnentwicklung weiter der Entwicklung des Produzentenvertrauens, so dürften gar negative Gewinnwachstumsraten zu erwarten sein – im eklatanten Widerspruch zum zuletzt erfolgten Anstieg der Kurs-Gewinn-Verhältnisse. Die erfolgte Ausweitung der Bewertung kann also nicht über eine Verbesserung der Gewinnaussichten erklärt werden. Das Risiko einer Überbewertung von Aktien hat deutlich zugenommen…

move to top
Top