Inflation: Wirklich auf dem Rückzug?
Auch in der vergangenen Woche standen die neuesten Inflationszahlen im Mittelpunkt des Geschehens an den Finanzmärkten. Von der weiteren Entwicklung der Inflationswerte wird abhängen, wie weit die Notenbanken die geldpolitischen Zügel weiter straffen werden – und somit das Rezessionsrisiko für die Gesamtwirtschaft erhöhen.
Wie jede Zeitreihe leiden auch die klassischen Inflationswerte an Verzögerungen. Bestimmte Preise ändern nur mit grösserem Verzug, andere Preise sind gar gebunden und werden lediglich im Rahmen allgemeiner Preisanpassungen adjustiert. Diese Verzögerungen stellen kein Problem dar, wenn es darum geht, die systematische und längerfristige Preisentwicklung zu beobachten.
Im aktuellen Umfeld interessiert die Anlegerinnen und Anleger aber vor allem die unmittelbare Entwicklung der Inflation: Kommt sie denn nun über die nächsten Monate wirklich zurück? Gibt es eine Art von Vorlaufindikator für die Inflationsentwicklung?
Tatsächlich kann dafür ein sogenannter flexibler Inflationsindikator herangezogen werden: im Gegensatz zur klassischen Inflationsrate, welche über sämtliche Güter im definierten Warenkorb spannt, berücksichtigt ein flexibler Indikator nur jene Bestandteile des Warenkorbes, welche «schnelleren» Preisveränderungen unterliegen. Traditionell sind dies Güter des täglichen Gebrauchs – beispielsweise Benzin und Nahrungsmittel.
Durch die Beschränkung auf diesen Anteil des Warenkorbes erhält man eine Änderungsrate, welche deutlich sensitiver ist und somit die eigentliche Veränderung des Preisniveaus viel zeitnäher misst – und so einen Vorlaufindikator für die allgemeine Inflation darstellt.
Ein Beispiel eines solchen Indikators ist der Atlanta Fed Flexible CPI. Die Entwicklung über die letzten Monate zeigt klar nach unten. Von der Spitze von knapp 20% im März 2022 ist er aktuell auf unter 6.5% gefallen.
Zieht man also diesen Indikator heran, so darf weiter davon ausgegangen werden, dass die Inflation in den kommenden Monaten deutlich zurückkommen wird – und die Notenbanken mittelfristig ihren Fuss von der Bremse nehmen dürften.