Dividenden-Rendite: Ist «TINA» von uns gegangen?

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Mit mehr oder meist weniger Kreativität erfindet die Finanzindustrie regelmässig Akronyme, um die aktuelle Marktsituation zu erklären. «TINA» steht für «there is no alternative» – zu Deutsch «es gibt keine Alternativen» – und hat die Märkte in den letzten Jahren wiederholt umgetrieben.

Mit diesem vermeintlichen Mangel an Alternativen war nichts anderes gemeint, als dass es aufgrund der vorherrschend tiefen Zinsen keine wirklichen Alternativen zu Anlagen in Aktien gäbe. Wenn mit Zinspapieren kein Ertrag mehr zu erzielen ist, so seien zwangsläufig Aktienanlagen in Betracht zu ziehen.

Um die Attraktivität von Anleihen und Aktienanlagen gegenüberzustellen, wird oftmals die Differenz zwischen der Dividendenrendite auf Aktien und der laufenden Rendite auf Zinspapieren gebildet. Fällt dieser Wert positiv aus, werfen Aktien über die Dividende mehr an Ertrag ab, als dies die Anleihen über die Coupons tun – entsprechend attraktiver sollen Aktien sein. Dieser Zusammenhang ist auch als FED-Modell bekannt.

Problematisch an dieser Betrachtung sind zwei Aspekte:

  • Der Fokus auf Dividendenrenditen führt, wie in einem früheren Blog-Beitrag ausgeführt, zu unausgewogenen Portfolios mit allfällig deutlich abweichenden Ertrags- und Risikoeigenschaften.
  • Ein alleiniger Fokus auf die Differenz von Dividenden- und Coupon-Niveaus lässt ausser Acht, dass die resultierenden Portfolios sich in ihrem Risikoniveau deutlich unterscheiden – Aktien sind keine risikofreien Anleihen aber höhere Risiken bringen auch ein höheres Ertragspotenzial mit sich.

Betrachtet man die Entwicklung der verschiedenen Renditen über die letzten zwanzig Jahre, so lässt sich feststellen, dass zwischen 2008 bis Mitte des letzten Jahres die Dividendenrendite auf Aktien mehrheitlich über der Rendite auf 5-jährigen Anleihen notierte – Aktien waren vermeintlich attraktiver und nachdem die Zinsen ohnehin nahe bei null lagen eben «alternativlos». Gründe für diese Situation können in der über die Jahre äusserst expansiven Geldpolitik verortet werden. Nach der Finanzkrise von 2008 wurden über verschiedene Programme der Notenbanken die Zinsen auf historisch tiefe Niveaus gedrückt. Gleichzeitig begannen Firmen Dividenden zu erhöhen, welche aufgrund der tiefen Zinsen teils gar fremdfinanziert wurden.

 

 

Mit der Normalisierung der Geldpolitik über die letzten Monate hat sich das Bild rapide gewandelt. Aktuell liegt die Rendite der 5-jährigen US-Staatsanleihe bei über 4%, während die Dividendenrendite auf US-Aktien unter 2% notiert. Mit einer Differenz von über 2% rentieren Anleihen somit deutlich höher als Aktien – und relativ wie absolut betrachtet so hoch wie seit Ende 2007 nicht mehr. Für Schweizer Aktien liegt die Dividendenrendite mit knapp 3% aktuell (noch?) über dem Niveau der Anleihenrendite – auch hier ist die Differenz jedoch so tief wie seit Ende 2010 nicht mehr.

Mit höheren Zinsen und der Entwicklung der Renditedifferenzen muss konstatiert werden, dass «TINA» tatsächlich von uns gegangen ist. Anleihen haben in den letzten Monaten absolut wie relativ gegenüber Aktien deutlich Boden gut gemacht und stellen eine veritable Alternative dar. «TINA» RIP; «Bonds are back» bzw. «BAB» – kreativer wird’s nicht.

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