Anlagen in Gold Teil 1: trotz der gestiegenen Zinsen?
Betrachtet man Anlagestrategien wie auch konkrete Portfolios so erscheint oft Gold als Bestandteil. Dies ist einigermassen besonders – umso mehr als Gold keine Anlageklasse im eigentlichen Sinn darstellt, da kein Ertrag vorliegt.
Erklärungen für den dennoch erfolgenden Einsatz sind vielfältig: Der Goldpreis bewegt sich oft einigermassen unabhängig von den Preisen traditioneller Anlagen wie Aktien und Anleihen, was einer Anlage in Gold einen gewissen Diversifikationsvorteil verleiht. Weiter wird Gold oft als Inflationsschutz betrachtet, da sich der Preis unabhängig von Währungen entwickelt und den eigentlichen Substanzwert des Edelmetalls widerspiegelt – ein Wert, der auch historisch Bestand hatte.
Trotz diesen empirisch nachweisbaren Eigenschaften weist Gold einen gewichtigen Nachteil auf: es wirft keinen Ertrag ab. Je höher die Zinsen liegen, desto grösser sind die Opportunitätskosten: Geld, welches in Gold angelegt ist, kann nicht in Papiere angelegt werden, welche Erträge abwerfen.
Aus dieser Logik ergibt sich ein einfacher Zusammenhang: Steigen die Zinsen sollte der Goldpreis eigentlich unter Druck geraten. Trotzdem hat sich der Goldpreis in den letzten Monaten steigender Zinsen erstaunlich gut gehalten… Seit dem ersten Zinsschritt der US-Fed im März 2022 hat der Goldpreis gar leicht zugelegt.
Betrachtet man allerdings die relevanten realen Zinsen – also das nominale Zinsniveau um die aktuelle Inflation korrigiert – so zeigt sich dieser negative Zusammenhang: Aufgrund der angesprungenen Inflation ist die reale Verzinsung in den letzten Monaten gesunken, was stimmig mit dem gestiegenen Goldpreis einhergeht. Geht man davon aus, dass die Inflation sich weiter zurückbildet und gleichzeitig die Zinsen nicht sinken, so dürfte der Raum für einen weiteren Goldpreisanstieg sehr begrenzt sein und Rücksetzer würden nicht überraschen.